Aktuell Kalkabbau

„Die Schlacht im Teutoburger Wald“

DIE SCHLACHT IM TEUTOBURGER WALD

Der Teutoburger Wald ist ein kalkreicher Mittelgebirgszug des niedersächsisch-westfälischen Berglands bei Osnabrück und Bielefeld, bekannt durch die Schlacht zwischen Römern und Germanen im Jahr 9 n.Chr. Zweitausend Jahre später geht es ebenfalls recht unfriedlich zu zwischen der italienischen BUZZI Unicem (Hauptaktionär bei Dyckerhoff Zement mit ca. 96% Anteil am Grundkapital) und dem örtlichen Naturschutz. Den Naturfreunden geht es um den Erhalt eines ca. 800 ha großen, wunderschönen alten Buchenwalds, den Zementherstellern um das darunter liegende Kalkgestein. Deren Begehrlichkeit richtet sich aktuell auf 54 ha Waldmeister- und Orchideen-Buchenwald, jedoch lassen sich diese Flächen nicht mehr so feldzugartig erobern wie früher, denn sie liegen vollständig in dem nach Europarecht geschützten NATURA 2000-Gebiet „Teutoburger Wald“.

Nun sollte man meinen, dass ein so hochrangiges gesetzliches Schutzversprechen ausreichen würde. Keineswegs. Deshalb hatte sich vor Ort eine Bügerinitiative namens „Pro Teuto“ gebildet (umgangssprachlich abgekürzt wird der Höhenzug hier in der Gegend oft Teuto genannt). Die BI hat inzwischen  Naturschutzverbands-Rang erworben und sich nach Zusammenarbeit und Unterstützern umgesehen; neben NABU und BUND wurde auch bei der GP-Gruppe Osnabrück um Mithilfe angefragt. GP OS unterstützt nun durch Aktionen vor Ort, leistet aber auch insbesondere administrative Mithilfe bei Verbandsanhörungen und bei Eingaben an Behörden und an das zuständige Ministerium, letzteres unter dem Namen der BI. Diese kann inzwischen auf einige Erfolge verweisen.

So liegt jetzt ein Ministererlass vor, dass bevor der Regionalrat eine raumordnerische Entscheidung trifft, eine FFH-Verträglichkeitsprüfung vorzulegen ist. Die hatte die Zementindustrie unbedingt zu umgehen versucht, indem sie bereits 2011 ein Kompensationskonzept vorlegte, demzufolge die eintretenden Flächenverluste durch Waldumwandlungen und Neubegründungen an anderer Stelle auszugleichen wäre, der Eingriff mithin unerheblich sei. Nun wird Klartext zu reden sein. Eine weitere Niederlage bereitet das  eindeutige „Nein“ des Umweltministers zu vorangegangenen Vereinbarungen mit den Behörden, aus denen die Zementhersteller ihr Recht auf Erweiterung der Abgrabungsflächen herleiten wollten. Signale also, die auf einen Erfolg der Anstrengungen hoffen lassen.

Zwei Dinge wollen die Beteiligten gemeinsam erreichen: Den Erhalt des bedeutsamen und wichtigen Korridors im bundesweiten Netz sommergrüner Laubwälder und eine Änderung im öffentlichen Bewusstsein, das sich hierzulande nur in Zeitlupe bewegt. Auch so kann Buchenwaldschutz aussehen.

Quelle: Beitrag von Dr. Hans Becker / aktiv bei GREENPEACE